Der Mitsing-Terror

Ich bin bei einem Konzert. Eine mir unbekannte Vorgruppe tritt auf. Nach der ersten Nummer werden wir gefragt, ob wir gut drauf sind. Das darauf folgende Gejohle ist dem fragenden Sänger zu leise. Wir müssen also zweimal noch lauter johlen. Ich eh nicht, weil ich hab Eintritt gezahlt, damit ich etwas geboten bekomme und nicht, damit ich johle!

Nach der zweiten Nummer werden wir dann aufgefordert, bei der dritten Nummer mitzusingen. Es wird uns der Text des mir unbekannten Liedes erklärt und eine Probe angesetzt. Ich und einige andere singen nicht mit, was eine weitere Probe zur Folge hat. Eigentlich hab ich mir gedacht, dass die auf der Bühne singen werden. Aber vermutlich haben sie sich das bei berühmten Gruppen abgeschaut.

Wobei ich bei professionell auftretenden Musikern, die vielleicht sogar schon einmal einen Hit hatten, folgende Vorgangsweise gesehen habe: Sie weisen dezent darauf hin, dass bei der nächsten Nummer mitgeklatscht oder mitgesungen werden darf – und wenn das nicht so gut klappt, wird das restliche Konzert keinerlei Anstalten mehr gemacht, das Publikum zu irgendetwas zu nötigen!

Wie es wirklich geht

Bei den richtigen Stars – seien es jetzt die Rolling Stones oder Wolfgang Ambros – fängt das Publikum natürlich ganz von alleine an, mitzusingen oder mitzuklatschen. Dann ist es natürlich für den Künstler auch legitim, mit dem Singen aufzuhören und das Mikrofon symbolisch in Richtung Publikum zu halten. Wir singen ja bei unseren Lieblingsliedern gerne mit und sind auch stolz darauf, den Text zu können. Bei „Schifoan“ singt der Ambros schon seit Jahrzehnten nicht mehr selbst mit!

Aber bitte: wir wollen bei uns unbekannten Liedern nicht gezwungen werden, mitzusingen oder mitzuklatschen!
Nehmt Euch einen Background-Chor, wenn Euch Euer Gesang selbst zu dünn erscheint!
Und wenn Ihr fleißig übt, wer weiß, vielleicht singt dann auch bei Euch eines Tages das Publikum freiwillig mit!