U-Bahn nach Absurdistan

Die Diskussion um die U4-Verlängerung nach Purkersdorf flammt wieder auf. Die Bezirksvertretung Hietzing hat eine Resolution verabschiedet, die eine Machbarkeitsstudie fordert. Die Facebook-Gruppe „Für die U4-Verlängerung nach Auhof und Purkersdorf“ hat 6492 Mitglieder. Da muss doch ein Bedarf sein. Machen wir einmal einen ganz unpolitischen Faktencheck!

Die Resolution fordert eine Verlängerung der U4 nach Unter-Purkersdorf mit einem Parkhaus für Pendler. Rechnen wir einmal: eine U-Bahn Garnitur fasst 840 Fahrgäste (294 Sitz- und 546 Stehplätze). Im Pendlerverkehr sitzt zumeist eine Person im Auto. Wieviel PKW soll das Parkhaus fassen?

U1 und U6 haben in den Stoßzeiten ein 2 Minuten-Intervall. Und sind gerammelt voll! Das sind 25.200 Personen. Pro Stunde! In diesen Dimensionen rechnet Wien beim U-Bahn Bau.

Eigentlich wollten wir ja auf den freiwerdenden ÖBB Gründen am Bahnhof Unter-Purkersdorf ein neues, attraktives Stadtviertel planen (siehe http://www.purkersdorf-online.at/politik/stadtentw/unter/preistraeger.php). Stattdessen lieber das Parkhaus vom Wienerwald und Tullnerfeld werden? Und: wird die ÖBB den Grund den Wiener Linien überhaupt verkaufen? Die ÖBB hat zwischen Hütteldorf und Unter-Purkersdorf eine viergleisige Strecke mit ausreichend freien Kapazitäten. Noch zwei Gleise für die Konkurrenz?

Wobei wir gleich zum nächsten Punkt kommen: Die oben angesprochene Resolution geht davon aus, dass „die aufgelassene Trasse z.B. bei Wolf in der Au herangezogen werden kann“. Nur: es gibt keine aufgelassene Trasse. Zwei Gleise sind oberirdisch und zwei Gleise führen zur unterirdischen Kreuzung zwischen Altstrecke und Hochleistungsstrecke! Ob die ÖBB den Wiener Linien erlaubt, am Dach ihrer Weichenhalle herumzufahren, möchte ich einmal stark bezweifeln. Und wo ist der Sinn, ein Öffi parallel zu einem anderen Öffi in Konkurrenz zu errichten?

Und was passiert zwischen Wien-Weidlingau und Unter-Purkersdorf? Da werden dann die Grundbesitzer für zwei weitere Gleise enteignet? Auf welcher Seite? Oder kommt eine Stelzenbahn über dem Wienfluß?

Zum Tarif: wir sind im Verkehrsverbund Ostregion (VOR). Da kann es keinen Unterschied im Preis geben. Entweder ist die U-Bahn nach Unter-Purkersdorf dann auch teurer oder die 100er-Zone wird ausgeweitet. Dazu bräuchte es aber keine U-Bahn.

Die Alternative? Die Leute wollen eigentlich eh nur dichtere Intervalle (bis auf den Herrn Schaider vom Auhof-Center. Der will mehr Kunden. Und die Wiener. Die wollen, dass die Autos in Purkersdorf bleiben, statt nach Wien zu fahren!). Daher S50 und S80 verdichten. Direktverbindung zu West- und Hauptbahnhof. Keinerlei Baumaßnahmen erforderlich. Könnte morgen schon losgehen. Und gleich bis Tullnerbach-Pressbaum, damit alle  Purkersdorferinnen und Purkersdorfer was davon haben.

Das will nur keiner  zahlen. Was den Kreis zur U-Bahn-Verlängerung wieder schließt.

Aber fordern können wir’s ja!

Ein Gedanke zu „U-Bahn nach Absurdistan“

  1. Suuuper Ansatz und wenn wir schon Bedürfnisse ansprechen, dann wäre auch mein Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit zu erfüllen…. Wie kann es sein, dass alle Parteien zusehen, dass die Parkgarage in Hütteldorf weniger kostet als eine Station außerhalb der Kernzone, z.B. Purkersdorf, bei einer Monatskarte…. Wer soll da vom Auto umsteigen auf die Öffis? Noch dazu, wenn sie regelmäßig verspätet sind!

Kommentare sind geschlossen.