Heutzutage ist alles so einfach!

Hatte man früher noch ständig ganze Ausweismappen herumschleppen müssen, mit Führerschein, Zulassungsschein, Scheckheft, Jahreskarte und allen möglichen sonstigen Ausweisen, so ist alles mit dem Aufkommen der Scheckkarte alles besser geworden. Nach und nach wurden alle Ausweise ins Scheckkartenformat übertragen, leider sind noch eine ganze Reihe hinzugekommen, von Vorteilskarte über Bonuskarte und ecard und vieles mehr, sodass der Stapel immer größer wurde und der ganze Vorteil wieder beim Teufel war!
Aber auch dafür hält die moderne Welt eine Lösung bereit: Ich habe meine ganzen Karten jetzt am Smartphone und sie belasten mich mit keinem Gramm und keinem Kubikmillimeter mehr! Die Wiener Linien haben mir geschrieben, ich soll doch auf diese unnötige und umweltschädliche Plastikkarte verzichten und mir doch stattdessen die WienMobil-App installieren, was ich auch getan habe.

Und dann kam der Kontrollor.

Ich fuhr mit der S50 guten Mutes von Purkersdorf zum Westbahnhof als mir plötzlich ein Kontrollor: „Fahrkarten bitte!“ ins Ohr brummte. Da ja Purkersdorf-Sanatorium schon zur Zone 100 gehört, nahm ich mein Smartphone mit schwungvoller Bewegung aus der Hosentasche und wollte die WienMobil-App öffnen. Statt meiner Jahrekarte wurde mir allerdings die Jubelmeldung unterjubelt, dass man die App wieder einmal gewaltig verbessert hätte und ich zu allererst einmal die neueste Version downloaden solle. Nun bin ich mir ja ganz sicher, dass auch die alte Version es nochgeschafft hätte, meine Jahreskarte herzuzeiten, ich hab das schon dutzende Male probiert! Aber bitte.

Der Kontrollor hat jedefalls gemeint, dass das ja kein Problem wäre, er zuerst die anderen Fahrgäste kontrollieren und dann wieder zu mir zurückschauen werde. Wobei man betonen muss, dass ein Kontollor der Wiener Linien bei Kartenproblemen in seinem Gerät nachsehen kann, ob der Fahrgast eine Jahreskarte besitzt – den ÖBB-Kontrolloren ist das aber aus Datenschutzgründen verwehrt!

Ich habe also den Update-Knopf gedrückt, nach mehrmaligen Versuchen das richtige Passwort erwischt und ein Update durchgeführt. Beim neuerlichen Aufruf der App wurde mir nun mitgeteilt, dass ich nun zu wien.log weitergeleitet werde, um mich in die neue Version einzuloggen. Leider wurde das auf meinem Smartphone hinterlegte Passwort als „ungültig“ gebrandmarkt, ich aber darauf hingewiesen, dass ich auch mit Apple oder Google einloggen könne. Da ich jetzt schon so weit gekommen war, klickte ich frohen Mutes auf „Apple“ um die Mitteilung zu erhalten, dass es für meine eigene Scherheit hilfreich wäre, genau jetzt eine Zwei-Faktor-Identifizierung zu konfigurieren.

Da ich mittlerweile am Westbahnhof angekommen war und sich auch der Kontrollor nicht mehr blicken ließ – vermutlich wollte er sich weitere Diskussionen ersparen – stieg ich erleichtert aus.

Allerdings frage ich mich schon: könnte man die WienMobil-App nicht so programmieren, dass man es zwischen zwei Stationen schafft, zumindest seine Fahrkarte herzuzeigen?