Der Irrsinn der Statistiken

Wie immer bei gravierenden Ereignissen prallen auch beim Covid-19 Virus die Meinungen der Experten und noch viel mehr der Unbedarften hart aufeinander. Durchaus honorige Experten sehen die rigiden Maßnahmen vieler Regierungen als vollkommen überzogen an und verweisen auf die Schweinegrippe im Jahr 2009, wo Experten bis zu 30.000 Toten in Deutschland voraussagten, es aber dann gerade mal 3 waren. Da es aber mittlerweile schon über 4.000 Tote in Deutschland gibt, scheinen die beiden Krankheiten doch nicht so recht vergleichbar zu sein.

Auffällig ist für mich, dass häufig immer noch Zahlen aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie verwendet und in „sozialen Medien“ geteilt werden, die zeigen sollen, dass eine gewöhnliche Grippe weitaus gefährlicher ist, obwohl die aktuellen Zahlen schon eine ganz andere Sprache sprechen.

Eine Grafik ist mir da dieser Tage besonders in Auge gestochen:

Ich habe die Grafik nicht im Original verwendet, sondern mit einem Kommentar versehen, um eine Weiterverbreitung der veralteten Daten zu vermeiden.

Covid-19 Fälle weltweit (2020)

Diese Grafik wurde vor dem großen Anstieg (siehe Grafik links) erstellt und vergleicht mit gemittelten Tagesdaten von anderen Krankheiten aus Vorjahren, was eine völlig verzerrte Darstellung gibt. Offensichtlich werden solche Zahlen gedankenlos geglaubt und geteilt, ohne die Aktualität auch nur im Geringsten zu berücksichtigen.

Ob die derzeitigen Maßnahmen gerechtfertigt sind wird man vermutlich erst nach dem Ende der Pandemie feststellen können. Es wird ja in den einzelnen Ländern durchaus unterschiedlich reagiert und am Ende des Tages wird man die Ergebnisse vergleichen können. Auffällig ist natürlich schon, dass ausgerechnet Leute wie Trump, Johnson, Bolsonaro, Lukaschenko, Putin und Erdogan die Krise verharmlost haben und dann doch auch drastische Maßnahmen setzen mussten. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Herren alle auf die gleichen dunklen Mächte hören, welche die Weltwirtschaft angeblich vernichten wollen.

Auch die Argumente, dass viel zuwenig untersucht werde, an was die Covid-19-Toten tatsächlich gestorben sind, haben eigentlich wenig Relevanz, da auch nicht jeder Grippetote auf der Welt obduziert wird, um festzustellen, ob er jetzt wirklich an Grippe gestorben ist. Ganz im Gegenteil erscheint es mir, dass noch keine Epedemie so akribisch untersucht und dokumentiert wurde! Viele Zahlen, wie Malaria- oder Tuberkulose-Tote sind vermutlich überhaupt nur Schätzwerte.

In Österreich bewegen sich die täglichen Todesfälle im niederen zweistelligen Bereich, im Vergleich mit den ungefähr 240 täglichen Todesfällen insgesamt nicht exorbitant. Allerdings kann man sehen, dass bei Hotspots, wo die Infektionen bei großen Menschenansammlungen auf engem Raum oft explosionsartig ansteigen, durchaus wesentlich höhere Todesraten möglich sind. Im Jahresvergleich werden wir möglicherweise 2020 weniger Todesfälle als sonst haben, weil die Maßnahmen auch gegen die Grippe wirken, weil es weniger Verkehrs- und Arbeitsunfälle gibt.

Und so möchte ich dazu appellieren, bei Zahlen und Meinungen genau auf das Datum zu schauen und genauso auf die Herkunft. Gesichtsmasken, Hände waschen und Abstand halten kostet nicht viel und hätte schon in der Vergangenheit bei Grippewellen angewendet werden sollen. Und schließlich haben wir jetzt den Beweis, dass die Politik durchaus überbordende Wirtschaftsauswüchse einbremsen kann.