Was ist denn eigentlich „fair“?

An jeder Straßenecke lesen wir es: „Österreicher verdienen Fairness“! Wer will etwas gegen Fairness sagen?

Aber was ist denn eigentlich fair?

Im Duden wird definiert:
„Den Regeln des Zusammen- lebens entsprechend; anständig, gerecht im Verhalten gegenüber anderen“

Die Erbschaftssteuer ist also angeblich unfair. Warum?


Viele Menschen arbeiten tagtäglich fleißig, zahlen Steuern für ihren Lohn.
Dann sterben sie. Und die Kinder müssten Erbschaftssteuer zahlen.
Wäre es fair, das Vermögen dem Verstorbenen als Grabbeigabe mitzugeben?
Ist es fair, wenn ich von meinem Lohn, den ich bereits versteuert habe, Mehrwertsteuer zahlen muss, wenn ich etwas einkaufe?
Wenn ich Aktien kaufe, brauche ich allerdings keine Mehrwertsteuer zahlen. Ist das fair?

Ist es fair, wenn ein Flüchtling, der nichts in unser Sozialsystem eingezahlt hat, eine Mindestsicherung erhält?
Irgendwie liegt es in der Natur der Sache, dass Flüchtlinge noch nichts eingezahlt haben.
Die Lösung wäre weltweites Fluchtverbot.
Und: wir wollen ja nur arme Flüchtlinge. Kaum besitzt einer ein Handy, wird er schon gemobbt.

Versicherungen sind nach dieser Logik ja generell unfair.
Für was brauch ich eine Krankenversicherung? Wenn ich krank bin, zahle ich meine Ärzte, meine Medikamente und den Spitalsaufenthalt. Wie kommt ein Gesunder dazu, Krankenversicherung einzubezahlen? Das ist doch unfair!
Wozu hat der Bauer eine Hagelversicherung? Damit jene, die vom Hagel verschont blieben, seinen Ernteausfall bezahlen müssen? Unfair!
OK, der Bauer hat im ungünstigsten Fall ein Jahr lang kein Einkommen, aber das ist halt fair! Gegen höhere Gewalt ist kein Kraut gewachsen.

Tja, so einfach scheint das mit der Fairness doch nicht zu sein. Auch für Trump ist eine Krankenversicherung unfair.

Es kommt offensichtlich darauf an, an welchen Werten man sich orientiert, wenn man Fairness beurteilen will. Bei uns werden ja die christlichen Werte immer wieder hochgehoben. Besonders in Vorwahlzeiten. Da gibt es zum Beispiel Lukas 10,25-37! Was soll denn das sein? Das ist jene Stelle in der Bibel, wo der barmherzige Samariter vorkommt. Kernaussage: Wenn jemand Hilfe benötigt, ist es unerheblich, woher er stammt, ich muss ihm helfen. Diese Stelle wird aber von unseren christlichen Politikern nicht so gern gelesen.
Auch viele andere Stellen nicht.

Dabei kommen ja viele Flüchtling wegen unserer Werte, die in Verfassung und Staatsvertrag festgeschrieben sind, zu uns: Recht auf Leben, Recht auf Freiheit, Recht auf freie Religionsausübung, Diskriminierungsverbot für Minderheiten und vieles mehr.

Aber es gibt ja mittlerweile auch Politiker, die Staatsvertrag und Vefassung für unfair halten.

Also Vorsicht, wenn jemand Fairness verspricht!