Der Rabattwahnsinn

Jahr für Jahr geht diese Meldung durch die Medien: Die Lebensmittel sind in Österreich wesentlich teurer als im EU-Schnitt! Diesmal sind es laut ORF 23%!

Ich gehe davon aus, dass hier die regulären Preise verglichen werden. Denn wenn man beim Rabatt-Wahnsinns-Spiel mitspielt, kann man hierzulande auch wesentlich billiger einkaufen!

So ist jede Woche der Briefkasten voll mit Werbematerial, welches uns darlegt, bei welchen Produkten man in der kommenden Woche zwei zum Preis von einem bekommt, welche Artikel um 25% oder mehr verbilligt sind und welche ausgefuchste Werbeaktion uns sonst noch beim Sparen hilft.

Da gibt es Rabattmarkerln, die gesammelt und eingeklebt werden müssen, es gibt zu jeder Rechnung Gutscheine, bei denen ich für ein Produkt, welches ich noch nie gekauft habe, nur mehr 1,73 € statt 1,99 € zu bezahlen habe. Es werden die Anzahl meiner Einkäufe pro Monat gezählt und bei ausreichender Anzahl oder ausreichender Kaufsumme werde ich mit einem Gutschein verwöhnt, mit dem ich im darauf folgenden Monat einen ermäßigten Einkauf tätigen kann.

Natürlich bekomme ich zum Geburtstag oder zu Sommerbeginn per Post weitere Gutscheine zugeschickt, die mein Geldbörsel schonen sollen. Nicht zu vergessen die Aufkleber, mit denen ich sogar Produkte meiner Wahl billiger erwerben kann. Ärgerlich wird es dann, wenn diese Aufkleber nur in der Kronenzeitung erscheinen. Warum muß ich mir dieses Schmierblattl kaufen, damit ich billiger Lebensmittel einkaufen kann? Da ist es noch besser, wenn die Pickerln in einer Gratiszeitung beigelegt sind. Da kann ich wenigstens sechs Exemplare nehmen und die ganz Woche günstig einkaufen!

Ärgerlich wird es auch, wenn ich das Ablaufdatum eines Gutscheines übersehe, was bei der Flut der Aktionen häufig vorkommt. Und eigentlich bin ich auch bei den „2 zum Preis von 1“ Angeboten nicht glücklich, weil ich mich frage, warum ich sonst immer für ein Ding jenen Preis zahlen muss, um den man eh gleich zwei abgeben könnte!

Besonders schlimm wird es, wenn ich bei der Kassa stehe und der Kassier klärt mich auf, dass ich bei der Hälfte meiner Schnäppchen den Vollpreis zahlen muss, weil doch eh im Kleingedruckten steht, dass nur die Wurst aus dem Selbstbedienungregal ermäßigt ist und nicht die aus der Feinkostabteilung und dass der Kaffee der Marke Tschibo von den allgemeinen 25% Kaffeepreisermäßigung ausgenommen ist – und so weiter und so weiter.

Unter großem Ärger renn ich halt an einem Tag zum Merkur, am nächsten zum Billa, dann zum Hofer, Spar und Lidl, Penny nicht zu vergessen!
Und ich frage mich, ob die Leute durch den Rabattwettlauf wirklich mehr essen? Vielleicht kauft mancher ein etwas höherwertiges Produkt,
aber ich tu das eher selten. Und ich hab mich auch soweit im Griff, nichts zu kaufen, was dann vorzeitig verdirbt, weil in zu großer Menge gekauft.

Und so frag ich mich, was das ganze Theater eigentlich soll! Natürlich würde ich normalerweise nur in einen Supermarkt gehen, und nicht in alle in der Umgebung. Aber auch das gleicht sich sicher aus. Natürlich profitiert das grafische Gewerbe, welches Woche für Woche unzähliges aufwändig gestaltetes Werbematerial produzieren darf. Und auch die Beschäftigten im Supermarkt sind permanent mit Umpreisen beschäftigt. Den Vogel hat ja Billa abgeschossen mit der seinerzeitigen Big-Billa Aktion! Da ist jemandem aufgefallen, dass man mit Preisreduktionen ja den Umsatz schmälert und daher lieber größere Verpackungseinheiten zum gleichen Preis angeboten hat. Da hat man nicht nur Werbematerial gebraucht, sondern auch neue, größere Verpackungen und natürlich hat man auch die Verpackungsmaschinen umstellen müssen! Genial!

Eigentlich verursacht dieses ganze Rabatt-Theater bei mir hauptsächlich Ärger und bei den Lebensmittelketten Kosten! Mir wäre weitaus lieber, das gesamte Sortiment würde um jene 23% zu verbilligen werden, die wir im EU Schnitt mehr zahlen, dafür könnte man sämtliche Sonderangebote und Aktionen weglassen. Dafür verspräche ich, nicht weniger zu essen. Und die, die keine Zeit haben, das Spiel mitzuspielen, bekämen auch Lebensmittel zu fairen Preisen.